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ist das zunächst einmal ziemlich ärgerlich, sowohl für einen selbst als auch für die, tapfer, im regen Stadtverkehr mit 30km/h hinterher fahrenden, anderen Verkehrsteilnehmer.
Natürlich umgibt man sich als Fahrer/Halter/Schrauber sofort mit der düsteren Aura der angstvoll erwarteten totalen Getrieberevision und ertappt sich selbst dabei darüber nachzudenken, dass die beiden gefüllten Dieselkanister im Keller vielleicht nicht in den Tank, sondern einfach über den Santana gekippt werden sollten, um den Fahrer/Halter/Schrauber in einer lodernden Flamme von der Pein zu erlösen, auf das er sich einfach ein langweiliges Auto kaufen kann.
Daheim angekommen gönnt man sich Bedenkkaffee und -zigarette und reflexiert den ganzen Vorgang. Es gab keine wilden Geräusche, keine Vibrationen, nichts. Nur der zweite Gang ist drin und will nicht wieder raus. Da wäre anzünden vielleicht doch etwas übertrieben…
Also ran an die spanische Zicke. Sitze raus, Getriebetunnel runter, Schaltknüppel weg (dabei die einem entgegenkommenden Federn und Unterlegscheiben auffangen) und durch die sich dadurch ergebende Öffnung gelinst. Es ist nichts verbogen, es sind keine Metallsplitter erkennbar – alles sieht eigentlich ganz gut aus. Also Verteilergetriebe auf neutral stellen um das Hauptgetriebe komplett zu entlasten. Erneute Versuche den Gang mit leichter Gewalt rauszudrücken scheitern trotzdem. Wird wohl mal wieder Zeit die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erweitern! Der obere Getriebedeckel ist mit acht Schrauben befestigt – kein großes Ding. Zuerst die Hebelage vom Verteilergetriebe ausgehängt, dann die Schrauben auf und schon kann man von oben ins Getriebe schauen. Was ich dabei sehe entzückt mich dann doch sehr und ich bin froh den archaischen Wunsch nach einem schönen großen Feuer nicht nachgegeben zu haben. Die Zahnräder und sonstigen Innereien sehen aus wie neu – nur der zweite Gang hängt immer noch. Kurz darauf finde ich den Grund für die Blockage. Ein Sicherungsstift, dem ich im Moment der Inaugenscheinnahme absolut keine Funktion zuordnen kann, ist auf Wanderschaft gegangen und hat die Schaltstange an jeder weiteren Bewegung gehindert. Ich stelle fest, dass der Stift sich sehr leicht hin und her bewegen läßt, bringe ihn wieder in die richtige Position und komme zu dem Schluss, dass man wohl in scharfen Rechtskurven wohl besser nicht in den zweiten Gang schalten sollte – eine eher unbefriedigende Lösung.
Da ich dem Sicherungsstift keine Funktion zuordnen kann, entferne ich ihn erstmal.
Spätere Recherche in Forum und Werkstatthandbuch ergibt: Der Stift ist wider Erwarten kein Rest einer Transportsicherung o.ä. Er verhindert, dass mehr als eine Schaltstange gleichzeitig bewegt werden können, falls man mal den Gang nicht richtig trifft – für die dauerhafte Funktion des Getriebes also nicht ganz so unwichtig. Dumm, dass ich ihn rausgenommen habe, aber so ist das nunmal wenn man Dinge das erste Mal macht… Ich frickle den Stift also wieder rein, nicht ohne dabei nervlich an meine Grenzen zu kommen – zwischen die Schaltstangen passt mein Zeigefinger nämlich gerade so und rutscht mir der Stift durch fällt er direkt in die Zahnräder des Getriebes. Aber es klappt. Die pure Angst das Getriebe ausbauen und zerlegen zu müssen motivieren dann doch ausreichend 🙂
Der Stift ist ca. einen halben Millimeter zu dünn. Das ist gut beim Einsetzen, bietet allerdings auch genug Luft für eine erneute Wanderung. Das Pragmatischste was mir auf die Schnelle einfällt ist, den Stift mit Loctide einzukleben. Sollte halten.
Alles wieder zusammengebaut und siehe da, es funktioniert. Wieder einmal hat der Santana bewiesen, dass er vielleicht nicht der Wartungsärmste ist, aber dennoch relativ leicht am Leben zu halten. Oder wie viele Autos kennt ihr an denen man auf der Straße vor der Wohnung mal eben mit Bordwerkzeug das Getriebe öffnen kann?