Land Rover sind harte, unzerstörbare Arbeitstiere, da sind ich alle einig. Auf der normalen deutschen Straßen bewegen sie sich allerdings ständig im Grenzbereich, mal unter-, mal überfordert. Während Schnee, Aquaplaning und wilde Baustellenausleitungen genau wie Geschwindigkeitsbumper eher zum Bereich der Unterforderung gehören, kann das heutzutage typische Beschleunigungs- und Bremsverhalten der meisten Autofahrer höchstens durch einen vorausschauenden Fahrer kompensiert werden. So war es zumindest bei meiner ersten Serie. Einem Veteranen der britischen Rheinarme, der aber als solcher zumindest schonmal das Lenkrad auf der richtigen Seite hatte – ein wirklich großer Vorteil, der allerdings hart erkauft werden muss. Denn die Briten hatten das Auto nunmal als „Rechtslenker“ entwickelt und überhaupt keinen Grund gesehen mehr als die Position von Lenkrad und Pedalen zu verändert als sie den Kontinent damit erobern wollten. Die Folge davon ist, dass man als Fahrer keine zu großen Füße haben darf, als Beifahrer jedoch mehr Beinfreiheit hat wie im ICE in der ersten Klasse. Außerdem sollte man in einer körperlich guten Verfassung sein, Übergewicht führt im „Linkslenker“ nämlich dazu, dass man den Knopf für den Allradantrieb nur noch durch Aussteigen, ums Auto rumlaufen, runterdrücken und wieder einsteigen erreicht. Oder man drückt ihn einfach nie, wie es wohl bei den meisten Serien die heute noch laufen der Fall ist. Die Frage warum man dann einen 2t Geländewagen fährt stellt sich ja angesichts der glühenden fettleibigen Vorbilder in ihren 200km/h schnellen 600PS SUVs (dafür aber mit grüner Plakette) glücklicherweise nicht mehr.
Nunja, ich bin nicht fett und meine Füße sind auch nicht übergroß und so fuhr ich glücklich fast drei Jahre lang meine gute Serie3, unter anderem nach Korsika, Albanien, Griechenland,… und hatte meinen Spaß. Aber auch eine hohe Spritrechnung, denn der Vierzylinder ist zwar mit 12/13l, bedenkt man Größe und Alter des Fahrzeugs, relativ sparsam, mit 70PS aber auch nicht gerade übermotorisiert. Vor allem wenn man Material für einen Zweimonatstrip mitführt. Es musste also irgendwie ein Diesel her, idealerweise mit etwas mehr Dampf aber trotzdem alt genug um meine Zulassung als historisches Fahrzeug zu behalten.
Nicht ganz leicht – oder doch? Doch, es ist tatsächlich ganz leicht. Denn nicht nur die Briten waren von ihren Geländewagen überzeugt, sondern auch die Spanier! Deshalb haben sie Land Rover in Lizenz gebaut. Was sich zunächst nach einer billigen Kopie anhört und dem Einäugigen mit der Markenbrille die Fussnägel hochrollt erwies sich als überaus interessant, denn die Spanier haben nicht nur Land Rover gebaut, sie haben sie auch weiterentwickelt und dieses Know-How an die Briten zurückgegeben! Das heute als LT85 bekannte Land Rover Getriebe ist z.B. eine Entwicklung von Santana. Ganze Baugruppen wurden wild zwischen England und Spanien hin und her getauscht, wenn in einem Werk mal Knappheit herrschte, von Kopie kann als nicht die Rede sein. Es gab allerdings auch durch Mentalität und Anforderungen bedingte Unterschiede und genau diese machen den Santana besonders interessant.
Während die Briten unter angemessener Motorisierung den Einbau eines 25l/100km schluckenden V8 Benziners verstanden, der dann so lange gedrosselt wurde bis der Rest des Autos die Kraft verträgt, hatten die Spanier da ganz andere Vorstellungen. Eine lautete Wirtschaftlichkeit bei ausreichender Motorisierung, eine weitere Linkslenker. Und so kamen damals in Spanien genau die Tugenden zusammen, die ich mir wünsche. Ein harter Geländewagen mit 3,4l Reihen Sechszylinder Diesel – und das ganze auch noch von Haus aus linksgelenkt! (Also ohne Kotflügel abschrauben, wenn man den Flüssigkeitsstand im Kupplungsausgleichsbehälter kontrollieren will)
Nebenbei entwickelten die Spanier auch direkt noch eine passende Servolenkung, Federn die federn, Bremsen die bremsen und verstärkten den Rahmen.
Er braucht noch etwas Zuwendung, aber im Großen und Ganzen bin ich schon recht zufrieden 🙂
1 Kommentar zu “Santana der (bessere) Land Rover”
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